Peace Babies

UTOPIA SQUARE

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#Soziales Miteinander    Darstellende Kunst

Wo ist Ihre Utopie?

„Wir stürmen Graz auf der Suche nach den Kleinen, die Großes schaffen. Wir nehmen Plätze ein und erobern die Stadt für die, denen sie längst schon gehört.“

Unter diesem stürmischen Motto legen die Peace Babies im Kulturjahr los und bespielen unterschiedlichste Orte, vom Parkplatz vor einem großen schwedischen Möbelhaus bis zur Bus-Endhaltestelle in Gösting. Das Grazer Kollektiv ist bislang bekannt für größere Produktionen, teilweise im öffentlichen Raum, zugleich aber auch für kurze Auftritte, die man als „Varieté-Shows“ bezeichnen könnte.

Ausgehend von diesen Erfahrungen mit 5- bis 10-minütigen Interventionen kreiert die Gruppe 17 „Pop-up-Performances“, die den 17 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung folgen – und das in allen 17 Grazer Bezirken. Musik, Theater, Poetry Slam – die Formen sind vielfältig. Die Grundlage der Aktionen bilden jeweils Gespräche mit inspirierenden Menschen, mit Visionär*innen, die sich mit mindestens einem dieser Ziele intensiv beschäftigen. „Wir versuchen, die Themen sehr nahe an unser Leben heranzuführen“, sagt Andreas Wagner, künstlerischer Leiter von Utopia Square. „Wir wollen keinen abstrakten politischen Diskurs führen, sondern überprüfen, was diese 17 Ziele mit uns selbst zu tun haben. Deswegen setzen wir uns mit Menschen auseinander, die ähnlich sind wie wir – aber auch ganz verschieden, weil sie Aktivist*innen sind und anders an die Sachen herangehen als wir Künstler*innen. Unser Erkenntnisziel war dabei: Was heißt es, eine Utopie zu haben, was macht diesen Menschen aus, was hat das alles mit mir zu tun?“

Als dramaturgisches Leitmotiv orientieren sich die Performer*innen an der friedlichen Platzbesetzung. Dabei ist dem Team natürlich bewusst, dass man sich in Graz bewegt und nicht auf dem Majdan in Kiew oder dem Tahrir-Platz in Kairo. „Wir haben primär nach Orten gesucht, die mit dem Thema verbunden waren“, sagt Wagner. „Daher der Hauptbahnhof für die Infrastruktur – oder aber als Kontrast: das Univiertel mit dem Alter. Wir wollten an diesen bislang so nicht genutzten Plätzen Leute erreichen, die sonst mit Kunst kaum in Kontakt kommen. Und was die Genehmigungen angeht: Vor 15 Jahren hätte ich wahrscheinlich noch darauf gepfiffen. Aber bei so einem großen Projekt sollte schon alles korrekt ablaufen. Das war, ehrlich gesagt, sehr mühsam. Ich wage zu behaupten, dass das vor der Pandemie noch wesentlich leichter gegangen wäre.“

Lebst du noch?
Was das Publikum miterleben konnte? Zum Beispiel beim Thema Geschlechtergleichheit folgende Szene: Vor dem Möbelhaus gerät ein Paar in heftige Diskussionen. Der männliche Part will das umstrittene Regal sogar gleich auf dem Parkplatz aufbauen. Am Ende einigen sich die beiden aber doch auf eine Renovierung des alten Möbels. Und lassen das neue an Ort und Stelle zurück. Oder beim Thema Klima: Am Rande einer viel befahrenen Straße vor einem Kriegerdenkmal in Waltendorf agieren Christine Teichmann, Mona Camilla, Florian Supé. Sie beschäftigen sich mit dem schlechten Gewissen und mit dem persönlichen Verzicht, basierend auf einem Interview mit Marlene Seidel von Fridays for Future.

Dabei erreicht die Gruppe nicht nur Laufpublikum auf dem Weg zum Einkaufen oder beim Warten auf den nächsten Bus, sondern auch „Sitzpublikum“, wie Andreas Wagner erzählt: „Da gibt es an den Haltestellen oder auch in den Parks Leute, denen der Platz zwar nicht gehört, aber dort ist eben doch ihre Heimat. Sie haben schon die Proben mitverfolgt und die Aufführungen dann natürlich auch. Die Reaktionen waren generell sehr positiv, bis hin zu drei Mädchen, die eine unserer Performerinnen angehimmelt haben und am Ende ein Autogramm wollten.“

Wer nun Lust bekommen hat, die Performances zu sehen, findet sämtliche Videomitschnitte auf der Website von Utopia Square. Die Interviews stehen in gekürzter Form ebenfalls dort zur Verfügung.

(c) Lex Karelly
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  • (c) Elli Bauer

  • (c) Christine Teichmann

  • (c) Daria Urdl

  • (c) Lisa Rohrer

  • (c) Martin Kroissenbrunner

  • (c) Katharina Flick

  • (c) Katharina Flick

  • (c) Lex Karelly

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Das Kulturjahr 2020 wurde unterstützt von: