Landesarbeitsgemeinschaft der UNESCO-Schulen Steiermark

TAUSCH DER WORTE

#Soziales Miteinander    Kinder/Jugend

Im Konjunktiv der Möglichkeiten

„Wir haben im Rahmen einer Friedensinitiative über das Reden miteinander diskutiert. Das ist ja gerade wieder sehr aktuell, dass man nicht miteinander kommuniziert, sondern lieber gleich das jeweilige Gegenüber beurteilt. Einen Austausch mit Erwachsenengruppen zu machen, das schien uns fürs Erste zu mühsam. Aber mit Jugendlichen im Rahmen der UNESCO-Schulen, das hielten wir für interessant und machbar.“

Barbara Kasper, nach eigener Definition „Aktivbürgerin“, war selbst viele Jahre Lehrerin. Mit dem Projekt „Tausch der Worte“ wollte sie gemeinsam mit einer Kollegin herausfinden, was den Dialog zwischen unterschiedlichen Gruppierungen in der Gesellschaft erleichtert respektive erschwert. Die Ideologie? Die Lebenswelten? Die UNESCO-Schulen als Träger der Idee schienen naheliegend, haben sie sich doch den 17 Zielen der UNO für nachhaltige Entwicklung verpflichtet und sind offen für neue didaktische Wege, für das Voneinander-Lernen. Wichtig war Barbara Kasper dabei auch, aus der eigenen „Blase“ herauszukommen. So wurden Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren ausgewählt, die sich in ihrer Freizeit trafen. Das konnten sehr unterschiedliche Gruppierungen sein, von der Freiwilligen Feuerwehr über muslimische und christliche Vereine bis hin zu NGOs und Communities wie Fridays for Future.

Rund 50 solcher Gruppen kontaktierte Barbara Kasper mit ihrem Team, es gab Treffen, Online-Meetings und jede Menge Telefonate. Pro Gruppe sollten zwischen 4 und 8 Personen aktiv an dem Austauschprozess teilnehmen, wobei darauf geachtet wurde, dass sowohl Mädchen als auch Burschen einigermaßen gleich vertreten waren. Interessant war, dass die Jugendlichen selbst gleich von der Idee angetan waren. Gerade Gruppen, die von Marginalisierung stärker betroffen waren, schienen froh zu sein, sich zu Wort melden zu können. Schwieriger war es, die Vorsitzenden der jeweiligen Vereine dafür zu begeistern. „Die haben die Arbeit gesehen, die auf sie zukommen könnte“, sagt die Lehrerin im Unruhestand, „deswegen mussten wir da schon des Öfteren nachbohren.“ Nach Monaten der Vorbereitung war endlich alles startbereit.

Hätte, könnte, sollte
Den Rest des Projektes muss man aus heutiger Sicht im Konjunktiv formulieren. Der Auftakt von „Tausch der Worte“ hätte am 11. März 2020 stattfinden sollen. Hätte, denn die Pandemie vereitelte den realen Austausch. Eine rein virtuelle Begegnung zwischen den unterschiedlichen Gruppen von Jugendlichen wäre freilich den Intentionen zuwidergelaufen. „Eines der Prinzipien war das konkrete Erleben. Es war geplant, dass sich die jungen Leute gegenseitig in ihre Räume einladen. Das geht nicht mit digitalen Medien.“

Das Konzept könnte man natürlich nach dem Ende der Pandemie realisieren, sagt Barbara Kasper. Aber die handelnden Personen wären nicht mehr dieselben. Die Studierenden der Pädagogischen Hochschule, die die Begegnungen moderieren sollten, sind nicht mehr greifbar. Die Schüler*innen haben in der Zwischenzeit bereits teilweise ihren Abschluss gemacht, die Klassengemeinschaften haben sich geändert. Kasper hat allerdings weder die Hoffnung noch die Idee aufgegeben: „Ich fände es super, wenn das Konzept in irgendeiner Weise übernommen wird. Ich hätte nicht das Geringste dagegen, wenn das jemand anderer aufgreift.“

Wie sie selbst im urbanen Raum leben will? „Miteinander. Das ist genau der Punkt. Ich will keine Polarisierung in der Gesellschaft.“ Obwohl sie selbst eine „offene Quasselstrippe“ sei, wäre es ihr nicht immer leichtgefallen in den vergangenen Jahren, sich in andere hineinzuversetzen, mit ihnen zu kommunizieren. „Wir müssen nicht so tun, als gäbe es keine Probleme beim Zusammenleben. Aber wenn wir nicht darauf achten, dass sich die Gruppierungen mischen, wird die Spaltung immer ärger.“

(c) Tausch der Worte
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