Kinderbüro - Die Lobby für Menschen bis 14

MOBILITÄT IM URBANEN RAUM IN 25 JAHREN

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#Urbanismus    Bildende Kunst Kinder/Jugend

Es fliegt, es fliegt

Alle möglichen gesellschaftlichen Gruppen haben eine Lobby, die sich für ihre Interessen starkmacht. Alle – außer die Kinder. Das mag für viele Teile der Welt stimmen, aber nicht für Graz. Hier gibt es seit 1998 das Kinderbüro. Es wurde als überregionale Interessensvertretung für Kinder und Jugendliche gegründet, um ihre Rechte auf Grundlage der UN-Kinderrechtskonvention besser bekannt zu machen und auch umzusetzen. Das Kinderbüro vergibt den steirischen Kinderrechtepreis „TrauDi!“ und organisiert die Arbeit des KinderParlaments. Auch am Kulturjahr 2020 beteiligte sich die „Lobby für Menschen bis 14“ aktiv.

Thomas Plautz, Geschäftsführer des Kinderbüros, erzählt, dass zuerst der Ort war und dann erst das Projekt. „Ich radle seit meiner Kindheit bei der Köflacher Gasse und der Rückseite der Siemens vorbei. Diese große graue Wand hat mich immer gestört, ich wollte sie verändern. Als das Kulturjahr angekündigt wurde, wusste ich: Jetzt passt es!“ Seine Idee passt in der Tat – und zwar zum Ort und zur Zeit. Sie greift eines der heißesten Eisen in der Stadt an. Die Mobilität in der Zukunft war es, die mit einem groß angelegten Zeichen- bzw. Malwettbewerb thematisiert werden sollte. Die Einladung ging an alle Kinder zwischen 8 und 14 Jahren in Graz. Pandemiebedingt konzentrierte sich das Team des Kinderbüros dann auf ausgewählte Schulklassen, mit denen besonders intensiv gearbeitet wurde. Die Aufgabe, der sich rund 40 Kinder stellten: Eine Vision für das Jahr 2045 zu entwickeln und diese zu Papier zu bringen. Die 30 interessantesten Vorschläge wurden online gestellt und bewertet. Die besten wurden ausgewählt und vom Künstler Gernot Passath als Gesamtbild auf die besagte gut 30 Meter lange Wand vis-à-vis dem Köflacher Bahnhof gesprayt.

Luftballons über der Stadt
Wie stellen sich Kinder die Mobilität in der Stadt der Zukunft vor? Thomas Plautz fasst die Ideen so zusammen: „Jede Vision baut auf einem Wissensstand auf. Wenn ich weiß, dass ein Luftballon fliegt, könnte der auch irgendwann einen schweren Stahlträger in die Luft heben, auf dem die Kinder sitzen. Interessant war, dass manche Kinder mit ihrer Idee nach in die Luft gingen und andere in die Tiefe. Weniger im Sinne einer U-Bahn, sondern zum Beispiel mit Kapseln in einer Röhre. Ein dritter Zugang war die Weiterentwicklung alltäglicher Fortbewegungsmittel wie Scooter.“

Und was hat das Kinderbüro durch die Auseinandersetzung mit der Mobilität gelernt? „Kinder haben wenig Möglichkeiten, sich selbstständig in der Stadt fortzubewegen“, sagt Thomas Plautz. „Sie können zu Fuß gehen, sie können mit den Öffis fahren. Wenn die Kinder nicht die nötige Sicherheit am Fahrrad erwerben können, lassen sie die Eltern auch nicht damit fahren. Und dann werden sie mit dem Auto chauffiert. Hier ändert sich aber gerade einiges. Kinder, die lieber selbstständig in die Schule fahren, weil sie vorher schon ihre Peergroup treffen wollen. Und junge Erwachsene, die andere Mobilitätsmodelle als das eigene Auto anstreben. Wenn Kinder im Lastenrad mitfahren, lernen sie das als gebräuchliches Verkehrsmittel kennen und werden es dann später auch eher verwenden. Die Frage ist halt, wie weit Wirtschaft und Industrie das auch für sich entdecken.“

2020 und 2021 hat so gut wie jede politische Partei ihre Vorstellungen über die Zukunft des Verkehrs in Graz präsentiert. Hat man denn auch auf die Interessen und Wünsche der Kinder Bezug genommen? „Nein“, sagt Thomas Plautz, „dafür war unser Projekt dann wohl doch zu klein.“ Was nicht ist, kann aber noch werden. Die Wand in der Köflacher Gasse ist nun zwar bunter, aber ganz hat Thomas Plautz das Projekt für sich noch nicht beendet. Es gäbe hier noch etliche Quadratmeter zu verschönern, wenn erst einmal die Baustellen in der Umgebung fertig gestellt sind. Schön wär’s.

(c) iQ-Foto, Thomas Leibetseder
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Das Kulturjahr 2020 wurde unterstützt von: