La Strada

LA STRADA IM GRAZ KULTURJAHR 2020

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Ein Dorf in der Stadt

Das Festival La Strada unter der Leitung von Werner Schrempf und Diana Brus beschäftigt sich seit Langem mit urbanen Fragen. Mit drei sehr unterschiedlichen – und doch thematisch verbundenen – Projekten geht man ins Kulturjahr 2020. In dem man erst einmal Flexibilität beweisen muss.

Da wäre einmal der „Graz Vigil“, den die Künstlerin Joanne Leighton erdachte. Hoch oben auf dem Schloßberg dient ein hölzerner Kubus das Jahr über als Beobachtungspunkt. Jeden Tag bei Sonnenauf- und bei Sonnenuntergang soll eine Bewohnerin oder ein Bewohner von Graz die Stadt „bewachen“. Allein. Ohne Mobiltelefon oder andere störende Einflüsse. Eine Stunde lang die Stadt betrachten, nach vertrauten Orten suchen, hinsehen und hinhören. Für viele „Vigils“ wird der „Wachdienst“ möglich, andere müssen pandemiebedingt von der eigenen Wohnung aus teilnehmen. Weit über 700 Menschen melden sich für diese Mitwirkung an und bringen danach, zumeist im Uhrturm, ihre Gedanken zu Papier. Diese sind im Web unter vigil.lastrada.at nachzulesen. Fortgeführt wird das Projekt mit einer Ausstellung im Sommer 2021 am Karmeliterplatz in Graz, inklusive Publikation.

Während „The Graz Vigil“ großteils wie erdacht realisierbar ist, sind die Herausforderungen für das Projekt „Leviathan“ weit größere. Der Plan: Jeweils 18 Künstler*innen aus Australien und aus Österreich kooperieren zu lassen. Mit dem künstlerischen Leiter des Circa Contemporary Circus, Yaron Lifschitz, wird die Idee zu den „Cube Studies“ in der Grazer Oper transformiert. Die Akteur*innen aus Australien können allerdings gar nicht einreisen, man konzentriert sich daher auf heimische Künstler*innen. Das Erfreuliche daran: Die Arbeit geht weiter. Im Sommer 2021 tritt die österreichische Gruppe in Kooperation mit dem Tanz- & Akrobatikensemble Cie XY aus Frankreich unter dem Titel „Les Voyages“ auf. „Absagen war für uns nie eine Option“, sagt Werner Schrempf, „zusperren auch nicht.“

Was wäre, wenn …?

Das dritte Vorhaben muss ebenfalls modifiziert werden. „Das Dorf“ nach Plänen des Architekten Alexander Krischner ist aufgrund der Pandemie nicht machbar, zudem ändern sich die räumlichen Rahmenbedingungen in Reininghaus durch die Baustellensituation massiv. Aber La Strada wäre nicht La Strada, wenn man nicht doch zu einer Lösung findet. Mit „What if…“ wird Utopie erlebbar. Schauplatz: die alte Tennenmälzerei auf den Reininghausgründen. Inmitten all der Bauarbeiten geht Danae Theodoridou mit dem Publikum und mit Fachleuten der Frage nach, was wäre, wenn … Bei über 50 Veranstaltungen werden Ideen diskutiert, wird ein Stadtteil neu gedacht, finden Vernissagen, Filmvorführungen und Konzerte in kleinerem Rahmen statt. Das Dorf wird also doch erlebbar, wenn auch im Innenraum der Mälzerei.

„Der eine rote Faden, der unsere Projekte im Kulturjahr verbindet“, sagt Werner Schrempf, „das sind zentrale gesellschaftliche Fragen. Wie es um die Demokratie bestellt ist, wie wir mitentscheiden können und wollen und wie wir mit Frustrationen umgehen, wenn es kein Interesse an einer Mitbestimmung gibt. Der zweite Faden ist der Ansatz, dass Kunst gemeinsam mit der Wissenschaft einen stärkeren Einfluss darauf haben sollte, was letztlich von der Politik entschieden wird.“

Schrempf, der sich schon lange künstlerisch mit Stadtentwicklung auseinandersetzt, hat mehrfach erlebt, wie Pläne an der Realität zerschellen. „Reininghaus hätte die Chance geboten, einen wirklich nachhaltigen Stadtteil umzusetzen. Manches ist auf einer guten Spur, etwa die Verkehrsplanung oder der denkmalgeschützte Bereich der Tennenmälzerei, den die Stadt nun angekauft hat. Anderes wurde verabsäumt, das muss man klar sagen. Die Frage ist nun: Schafft man dort wirklich etwas, das die Community nutzen wird, das vielleicht sogar beispielgebend wird?“

Sonnenaufgang Stadt Graz The Graz Vigil
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  • (c) Nikola Milatovic

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Das Kulturjahr 2020 wurde unterstützt von: