Lendwirbel, Next Liberty, Oper Graz und Schauspielhaus Graz

HAUSBESUCH

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Für ihr Projekt im Kulturjahr fanden die Theaterpädagog*innen von Next Liberty, Oper und Schauspielhaus mit dem Lendwirbel einen Partner, um das Theater zu verlassen und 8020 Graz zu erkunden. „Wir wollten mit dem ‚Hausbesuch‘ hinausgehen, Stadtteilarbeit machen – und wir haben nach Orten dafür gesucht“, erzählt Anna Spitzbart vom Next Liberty. „Beim ersten Treffen dachte ich, sie meinen schon unseren nächsten Lendwirbel“, sagt Manuel Schöndorfer, „doch dann habe ich erkannt, dass diese Häuser noch längerfristiger planen.“ Zu Beginn lernt man daher die jeweilige Unternehmenskultur, die unterschiedlichen Philosophien besser kennen. Der Lendwirbel etwa sieht sich als Phänomen und nicht als Festival. Alles, was unter dem Signet geschieht, wird von Interessierten selbst gemacht. Das Kernteam definiert seine Aufgabe nicht als Organisieren, sondern als Koordinieren der einzelnen Aktivitäten.

So ist denn auch der gemeinsam geplante „Hausbesuch“ entkoppelt vom eigentlichen Lendwirbel und wird doch ein Teil davon. Das Konzept: mit einer Gruppe von Laienschauspieler*innen im Lend zu agieren, sich mit den realen Orten und zugleich mit Wünschen an das Leben in der Stadt auseinanderzusetzen. Spannung entsteht freilich bereits im Vorfeld. Es ist die längste Zeit unklar, was im öffentlichen Raum machbar ist. „Dass dann der Lendwirbel 2021 nicht möglich war, Kooperationsmöglichkeiten wegfielen und vieles an unserem Team selbst hängen blieb, hat dazu geführt, dass wir den ‚Hausbesuch‘ komplett umplanen mussten“, sagt Manuel Schöndorfer. „Am Ende sind die Formate allesamt zu einer Mischung aus analog und digital geworden.“ Anna Spitzbart sieht allerdings auch positive Effekte: „Wir waren gefordert, neue Dinge zu entwickeln. Etwa mit den Kopfhörern, die wir in unserem Stück eingesetzt haben und die zum Beispiel größere Abstände zwischen Publikum und Akteur*innen möglich machten.“

Vonseiten des Next Liberty wurde ein Generationen-Spielclub etabliert, erzählt die Theaterpädagogin, um nicht nur Kinder mit dem Theater zu erreichen, sondern auch Eltern und Großeltern: „Das hat sehr gut zum Thema gepasst. Die Älteren wissen viel über die Stadt, können Geschichten über den Lend erzählen. Die Jungen haben ganz andere Wünsche und Ideen. Theater gibt uns Sicherheit, neue Perspektiven auszuprobieren, es bringt uns zusammen.“ Schauspielhaus und Oper definieren ihre Kooperation neu und kreieren acht Episoden, insgesamt achtzig Sequenzen, die im Lend gefilmt werden. Video, Tanz und Theater verbinden sich unter der Regie von Timo Staaks. Der öffentliche Raum ist zu diesem Zeitpunkt wegen des Lockdowns menschenleer. So entstehen ungewohnte Bilder, die man auch nach Projektende betrachten kann, idealerweise mobil – an denselben, nun wieder belebten Plätzen.

Im Lend spielt es sich ab

„Es war für uns schön, in die Lend-Community einzutauchen“, sagt Anna Spitzbart. „Alle waren entgegenkommend, haben uns unterstützt.“ Lendwirbel-Routinier Manuel Schöndorfer verweist auf die historische Entwicklung des Bezirks: „Früher war das eine Gegend, wo sich viele abends nicht mehr aufhalten wollten. Heute ist das Gegenteil der Fall. Lend und Gries sind Teil der Innenstadt. Der Lend ist dazu wie ein Dorf, wenn man sich darauf einlässt, erhält man viele Möglichkeiten und profitiert von einer starken, nachbarschaftlichen Community.“

Mit dem fehlenden Raum für Menschen, speziell für Kinder, im Lend wie auch in anderen Teilen der Stadt, ist Schöndorfer allerdings ausgesprochen unzufrieden: „Mir ist wichtig, dass Graz endlich lernt, progressiv zu handeln. Die Ansätze sind da, aber wir haben oft nur halbherzige Lösungen. Graz hat früher einen guten Ruf genossen, etwa was Verkehrsthemen angeht. Davon sind wir weit entfernt. Wenn etwas an der Pandemie positiv war, dann die Rückeroberung des öffentlichen Raums wie etwa am Lendplatz. Daraus sollten wir lernen und uns die Stadt ständig weiter aneignen.“

(c) Johanna Lamprecht
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  • (c) Timo Staaks

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  • (c) Johanna Lamprecht

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Das Kulturjahr 2020 wurde unterstützt von: