Klangforum Wien

HAPPINESS – SERIOUSNESS / A COUNTERPOINT

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#Soziales Miteinander    Musik/Klangkunst

ERNSTFALL. GLÜCKSFALL

„Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.“ Dieser Spruch von Wilhelm Busch gilt wohl für die meisten Projekte des Kulturjahrs 2020, speziell auch für die Auftritte des Klangforum Wien. Ausgangspunkt war eine Idee namens „Happiness Machine“ von Sven Hartberger, dem Vorgänger des heutigen Intendanten Peter Paul Kainrath.

Dann kam der Call aus Graz, für Kainrath fast schon eine „Fügung“. Die Entscheidung, darauf zu reagieren, fiel leicht: „Wenn eine Stadt wie Graz so etwas ausschreibt, dann sind die Wege relativ kurz. Graz ist auch so etwas wie die heimliche Hauptstadt der Neuen Musik. Wir fühlen uns hier sehr zu Hause, haben wir doch eine Professur an der Kunstuni“, sagt Kainrath. Die Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Kunst und urbanem Selbstbewusstsein zu bespielen und dabei die gewohnten Räume der Neuen Musik zu verlassen, erforderte allerdings eine gründliche Überarbeitung der ursprünglichen Idee. Der adaptierte Plan: Wohnzimmerkonzerte, als ein – wie Kainrath sagt – „in den privaten Raum dekliniertes Verständnis von Urbanität“.

Dann kam alles anders …

Wohnzimmer als öffentlich gemachte Räume in kleinem Rahmen waren freilich durch die Begleiterscheinungen der Pandemie nicht mehr zugänglich. Stattdessen wurden verschiedene Innenhöfe, über die Stadt verteilt, zu Schauplätzen. In unterschiedlichen Besetzungen, vom Streichquartett bis zu Akkordeon, Horn und Trompete oder dem Duett von Klavier und Posaune, bespielte das Klangforum Orte wie die Triestersiedlung, Neubauten in Eggenberg und Waltendorf oder auch das Messequartier in Jakomini. Das Ensemble zeigte sich denn auch sehr beeindruckt von den verschiedenen Wohnbauten in Graz, die man auf diese Weise kennenlernte.

Der „Kontrapunkt“ im Untertitel ergab sich durch das Setting bei „Animationskonzerten“ im Oktober 2020 in der Helmut-List-Halle. Die in zwei Gruppen aufgeteilten Besucherinnen und Besucher saßen einander gegenüber. In ihrem Rücken befand sich jeweils eine Filmleinwand, auf der fünf Animationsfilme zu sehen waren. Von der Seite, manchmal auch aus der Mitte des Raums waren fünf Kompositionen Neuer Musik zu hören. Seiltänzerin Sarah Lindermayer schwebte über dem Geschehen, David Moss führte als Erzähler und Kommentator durch die Geschichte der Philosophie.

Die Neue Musik beginnt zuerst beim Erlebnis – und dann erst beim Verstehen. Diese Haltung ist dem Klangforum ein zentrales Anliegen. So gesehen waren speziell die Innenhofkonzerte ein Glücksfall. Eine bunt zusammengewürfelte Menschenmenge erlebte „Pop-up-Konzerte“, vorurteilsfrei und neugierig. Das Publikum hatte eine größere Palette an Interaktionsmöglichkeiten als in einem klar reglementierten Konzertsaal. So begannen manche Kinder spontan zu tanzen. Erwachsene beobachteten genau, wie sich der Pianist während der Aufführung drehte.

Diese Interaktionen abseits der üblichen „Inner Circles“ für Neue Musik waren dann auch so stark, dass es im basisdemokratisch organisierten Ensemble des Klangforum seither immer wieder Diskussionen gibt, ob dieses Format nicht noch weiterentwickelt werden könnte. Was Kainrath und das Klangforum Wien auch erfahren haben: dass es viel Improvisation und die Offenheit für neue Medien braucht, um in Krisenzeiten nicht zu verschwinden: „Das Kulturjahr 2020 war eine phänomenale Bühne für die Botschaft, dass Kunst und Kultur auch neue Räume bespielen müssen.“

(c) Lex Karelly
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  • (c) Reithofer Media

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  • (c) Lena Lotus

  • (c) Manuel Rieder

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  • (c) Manuel Rieder

  • (c) Lena Lotus

  • (c) Elisa Wüntscher

  • (c) Manuel Rieder

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Das Kulturjahr 2020 wurde unterstützt von: